Oliver Hochadel
ifk Junior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 1999 bis 30. Juni 2000

Die 'Scientific Community' in der deutschsprachigen Aufklärung . Herkunft, Selbstformung und Abgrenzung



PROJEKTBESCHREIBUNG

Im Gegensatz zu Musik und anderen Formen kultureller Praxis haben die Naturwissenschaften im Wien des 18. Jahrhunderts bisher wenig Aufmerksamkeit in der Forschung erfahren. Ganz anders bei der zeitgenössischen Bevölkerung: sie strömt zu den Feuerwerken im Prater oder ins Hetztheater, wenn dort Ochsen durch Stromschlag getötet werden sollen. Die Physikprofessoren halten für bildungswillige Handwerker des Sonntags Vorlesungen in Mechanik, neben Hofmusikanten beschäftigen manche Adlige auch einen "Hofmechanikus". Das Kaiserhaus ist ein gern und oft gesehener Gast bei öffentlichen Schauversuchen, auch wenn Joseph II die neuen Naturwissenschaften weniger nützlich als unterhaltsam findet.Das ist der Punkt: Wofür steht die Naturkunde, welchen epistemologischen und kulturellen Status hat sie? Welche Funktion hat sie im Rahmen höfischer Repräsentationskultur? Welche Rolle spielen Instrumentenmacher und umherziehende wissenschaftliche Schausteller? Wie verhalten sich institutionalisierte und außerakademische Wissenschaft zueinander? Wer gilt als Wissenschaftler und warum? Fragen, die auf das Selbstverständnis der im Entstehen begriffenen Scientific Community zielen.



CV

Mag. phil, geb. 1968 in Bruchsal; studierte Neuere Geschichte, Philosophie und Neuere Deutsche Literaturgeschichte in Freiburg i.Br., Deutschland und in Freiburg i.Ue., Schweiz, 1991-1992 Studium am Trinity College, Dublin; 1991-1995 Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Seit 1995 Arbeit an der Dissertation zum Thema "öffentliche Wissenschaft: Elektrizität in der deutschen Aufklärung (1740-1800)". Hochadel arbeitet auch als Wissenschaftsjournalist und ist Mitherausgeber der Wissenschaftsbeilage des Falter heureka!.



Publikationen

Veröffentlichungen zu wissenschaftsgeschichtlichen Themen, u.a.: "Natur- VorsehungSchicksal. Zur Geschichtsideologie Georg Forsters" in: Wahrnehmung- Konstruktion- Text. Bilder des Wirklichen im Werk Georg Forsters Hg. Jörn Garber (Tübingen: Niemeyer, 1999), "Wo der Funke übersprang: Die soziokulturellen Milieus der Elektrisiermaschine in der deutschen Aufklärung (1740-1790)" in: Instrument- Experiment: Historische Studien Hg. Christoph Meinl (Stuttgart, Bassum: GNT-Verlag, 1999), "'Martinus Electrophorus Berschütz'. Georg Christoph Lichtenberg und die wissenschaftlichen Schausteller seiner Zeit" in: Lichtenberg-Jahrbuch (1998).