The Great Loop Forward. Kybernetische Unvollständigkeit zwischen China und Europa 1700–2000
Ausgehend von der Übertragung von mathematischem, metamathematischem und kulturtechnischem Wissen zwischen China und Europa im 17. Jahrhundert wird der massive und zugleich subtile Einfluss, den diese Übertragung auf die Entwicklung heutiger Wissens- und Technologiesysteme hat, untersucht. Die Frage danach, wieviel China in technischen Medien und Infrastrukturen steckt, stellt sich nicht erst seit Foxconn. Sie beginnt in jesuitischen Übersetzungen griechischer und chinesischer Mathematik, den konzeptuellen Differenzen von Alphabeten und anderen Schriftsystemen, dem Missverständnis und den Unvollständigkeiten in den Übersetzbarkeiten des Denkens und reicht bis ins frühe 20. Jahrhundert, als chinesisches Wissen erneut stiller Pate einer bald globalen wissenschaftlichen und technologischen Bewegung ist, die unsere Gegenwart bestimmt: Die Kybernetik.
Paul Feigelfeld studierte Kulturwissenschaft und Informatik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Von 2004 bis 2010 war er Assistent Friedrich Kittlers am Lehrstuhl für Ästhetik und Geschichte der Medien, 2010-13 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Medientheorien bei Wolfgang Ernst. 2013-16 koordinierte er das Digital Cultures Research Lab am Centre for Digital Cultures der Leuphana Universität Lüneburg. 2017-18 war er Data & Research Architect der TBA21-Academy der Thyssen-Bornemisza Art Contemporary und 2019 Gastkurator der Vienna Biennale am Museum für Angewandte Kunst Wien („Uncanny Values. Artificial Intelligence & You“). Er hält regelmäßige Lehraufträge, u.a. an der Universität Basel, Institut Kunst der FHNW Basel und dem Strelka Institute Moskau.
Friedrich Kittler, Gesammelte Werke/Collected Works: Das Programmierwerk. Hard- und Software, München, Work in Progress; „Chinese Whispers, Die epistolarische Epistemologie des Gottfried Wilhelm Leibniz“, in: Martin Grötschel, Eberhard Knobloch, Juliane Schiffers, Mimmi Woisnitza, Günter M. Ziegler (Hg.), Vision als Aufgabe: das Leibniz-Universum im 21. Jahrhundert, Berlin 2016, S. 265–276; „Kryptologozentrismus“, in: Heiße Drähte. Medien im Kalten Krieg, Bochum 2014, S. 15–38; gem. mit Jussi Parikka (Hg.), Friedrich Kittler: Theory, Culture & Society e-special., 2015, https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/0263276414567836
A Hysterical Mining Evening with… ist ein offenes Format, das sich unter unterschiedlichen Perspektiven – je nach Präferenz und Background seiner Gäste – den Verbindungsmöglichkeiten von Feminismus, Kunst und Technik widmet. Inhalte und Fragen von Hysterical Mining werden aufgegriffen und im Kontext aktueller politischer und popkultureller Diskurse vertiefend diskutiert.
Karin Harrasser ist Medien- und Kulturwissenschaftlerin. Sie ist Professorin für Kulturwissenschaft an der Kunstuniversität Linz und Co-Herausgeberin (gemeinsam mit Elisabeth Timm) der Zeitschrift für Kulturwissenschaften.
Paul Feigelfeld ist Medientheoretiker, Autor, Übersetzer und Herausgeber, sowie Kurator, Dozent und Referent an unterschiedlichen Kunsthochschulen und -institutionen. Gemeinsam mit Marlies Wirth hat er die Ausstellung Uncanny Values am MAK im Rahmen der Vienna Biennale for Change 2019 kuratiert. Ab 1. Oktober 2019 ist Paul Feigelfeld IFK_Junior Fellow.
Von der Schönheit des Unvollständigen, posthumanen Politiken und der Notwendigkeit einer Syntechnisierung – Gedanken weben mit Paul Feigelfeld, IFK_Junior Fellow im Studienjahr 2019/20.
Future Histories Podcast
Der Vortrag unternimmt den Versuch, Spuren des Wissens, die von China nach Europa führen, freizulegen und die rekursiven Infrastrukturen zu untersuchen, die in der Übertragung mathematisch-logischen und philosophischen Wissens eine entscheidende Rolle spielen: Wie viel chinesisches Wissen treibt sogenannte westliche Wissenschaft und Medien?