Philipp Blom
ifk Research Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2009 bis 31. Januar 2010

Holbachs Salon und die radikale Aufklärung im Ancien Régime: Verortung, Analyse, Rezeption



PROJEKTBESCHREIBUNG

Philipp Bloms Forschungsansatz verfolgt zwei Ziele. Einerseits sollen die Kernideen der Gruppe um Holbach und Diderot und die offensiv ausgetragenen Diskussionen nachgezogen werden, um diesen außerordentlichen Moment der europäischen Geistesgeschichte historisch rehabilitieren zu können. Ziel ist auch, das philosophische Programm der radikalen Aufklärer um Holbach von der rationalistischen Aufklärung im Sinne Kants oder Voltaires abzusetzen. Die Skepsis, die in den Werken Humes, Diderots und Holbachs zum Ausdruck kommt, verweigert sich sowohl dem Deismus der dominanten aufklärerischen Tradition als auch seinem Vernunftglauben und nimmt in mancher Hinsicht den Existentialismus wie den Skeptizismus eines William James oder Richard Rorty voraus.
Andererseits wird das Denken der Gruppe um Holbach rezeptionsgeschichtlich nachverfolgt werden, sowohl in Bezug auf die Bewunderung, die besonders Diderot, Holbach und Hume älteren Autoren wie Seneca, Lukrez, Cicero, Montaigne, Montesquieu und Bayle entgegenbrachten, als auch auf die Wirkung, die sie ihrerseits auf Denker wie Feuerbach, Marx und Nietzsche und auch Richard Rorty und Jürgen Habermas ausübten.



CV

Philipp Blom, geboren in Hamburg, studierte Philosophie, Judaistik und Geschichte in Wien und Oxford, wo er mit einer Arbeit über den Nationalismus promovierte. Er ist Träger des NDR Kultur Sachbuchpreises 2009 für ""Der taumelnde Kontinent. Europa 1900-1914".



Publikationen

(u. a.): Der taumelnde Kontinent. Europa 1900-1914, München 2009; Das vernünftige Ungeheuer. Diderot, d'Alembert, de Jaucourt und die Große Enzyklopädie, Frankfurt/Main 2005 (Andere Bibliothek, Bd. 243); Sammelwunder, Sammelwahn. Szenen aus der Geschichte einer Leidenschaft, Frankfurt/Main 2004. Als freier Journalist und Übersetzer publiziert Blom in Medien im In- und Ausland, u. a.: Süddeutsche Zeitung, Die Zeit, Der Standard, Times Literary Supplement, The Independent; Radio: WDR, BBC, ORF (Ö1)."