Regula Rapp
ifk Research Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2004 bis 31. Januar 2005

Joseph Haydn und die Vielzahl der Welten: "Il mondo della luna" im Lichte einer Poetik der Kultur



PROJEKTBESCHREIBUNG

Joseph Haydns Opern wurden im Vergleich zu seinen Streichquartetten und Symphonien selten ausführlich untersucht, und sie werden selten aufgeführt. Das hat einerseits mit den tradierten Urteilen seiner Zeitgenossen zu tun (es gibt wenige positive Urteile über den Opernkomponisten Haydn aus dem späten 18. Jahrhundert), andererseits mit dem überwältigenden Erfolg der Opern Mozarts, die rasch zahllose andere Opernkompositionen – nicht nur aus Haydns Feder – verdrängten. Deshalb werden Haydns Opern in der Wissenschaft und in der Praxis oft an ihnen fremden Maßstäben gemessen.

Hier könnte eine in mehrfacher Hinsicht kontextbezogene Herangehensweise nützlich sein: Die Methoden des ursprünglich literaturwissenschaftlichen New Historicism (auch Poetics of Culture) und die Erkenntnisse der historischen Aufführungspraxis sollen gebündelt werden, um eine Haydn-Oper zu untersuchen. Sein Dramma Giocoso "Il mondo della luna" zu einem Libretto Carlo Goldonis eignet sich dafür besonders: Es behandelt die damals aktuelle Frage, ob es Leben auf dem Mond gibt, und es wurde 1777 uraufgeführt im Rahmen der Hochzeitsfeierlichkeiten an einem der bedeutendsten Fürstenhöfe seiner Zeit. Eine kulturbezogene Analyse verhilft so nicht nur zu neuen Erkenntnissen über eine Oper der Wiener Klassik, sondern darüber hinaus zu einem synchronen Querschnitt durch das Archiv der Epoche.



CV

Chefdramaturgin an der Staatsoper Unter den Linden, Berlin, und Lehrbeauftragte am Theaterwissenschaftlichen Institut der Freien Universität Berlin



Publikationen

U.a. (Hg. gemeinsam mit Hans-Martin Linde), Provokation und Tradition. Erfahrungen mit der Alten Musik, Stuttgart 2000