Robert Matthias Erdbeer
Fulbright ifk_Junior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2002 bis 31. Januar 2003

Amerika als Argument. Cross-Cultural References im Werk des Wiener Romanciers und Essayisten Robert Müller



PROJEKTBESCHREIBUNG

Die tradierten Grundambivalenzen des Verhältnisses der Alten Welt zur Neuen entwickeln eine eigentümliche Dynamik, die sich – unterstützt durch mediale Großereignisse wie die Berichterstattung über den Anschlag vom 11. September und den nahöstlichen Dauerkonflikt – auch in der transatlantischen Gemeinschaftshermeneutik niederschlägt. Dies erfordert eine – auch und insbesondere historisch orientierte – Neubewertung der in Frage stehenden Diskursverfahren und der Forschungskonzeption des "Amerikabilds".
Wie kein zweiter eignet sich der Wiener Romancier, Exzentriker, Verleger, Essayist und Amerikareisende Robert Müller zur Beschreibung dessen, was man unter der Rubrik "Amerika als Argument" zusammenfassen kann. In seinem essayistischen und fiktionalen Werk inszeniert Müller gerade durch seine Juxtaposition von programmatischer Affirmationsemphase und ironisch distanzierter Brechung den österreichisch-deutschen Amerikanismus und den Topos "Amerika". Amerika erscheint dabei – im Sinn Foucaults – als argumentativer "Heterotopos", der zum Kristallisationspunkt der diskursgeschichtlichen Modernitätsdebatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird. Er wird dabei zum Argument der Traditionalisten und der Avantgarde. Im Zentrum des Projektes steht die Analyse jener konstruktiven europäischen "Kultur-Kritik", die Müller vor dem Hintergrund der Binnenperspektive Österreichs entfaltet und die ihre Originalität, Prägnanz und Aktualität aus der 'binären Polyperspektivik' zwischen Österreich und Deutschland einerseits, der Alten und der Neuen Welt andererseits gewinnt.



CV

M.A., Studium der Neueren und Älteren deutschen Sprache und Literatur, Geschichte und Philosophie in Tübingen, Dublin und Berkeley



Publikationen

Der Einkaufsbummel als Horrortrip. Ein diskursgeschichtlicher Versuch zur Attraktionskultur in Robert Müllers Erzählung "Irmelin Rose", in: Hofmannsthal-Jahrbuch 2000, S.311-355; Der Text als Verfahren – Zur Funktion des textuellen Paradigmas im kulturgeschichtlichen Diskurs, in: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft 46/1 (2001), S.77-105; 'Diskurskulturgeschichte'. Kulturelle Hermeneutik zwischen analytischer Verfahrensstrategie und postmoderner Ideologiekritik, in: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften 12/1 (2001), S. 47-68