Elemente einer modernen Filmgeschichte bei Enno Patalas
In allen Arbeitsbereichen, die Enno Patalas in seinem Leben (1929–2018) für das Kino durchlief, beschäftigte ihn nicht nur das gegenwärtige Kino, sondern immer auch die Filmgeschichte als Quelle des Urteilsvermögens. Dahingehend untersucht das Forschungsprojekt anhand seines Nachlasses, was für Patalas immanent als Filmgeschichte figuriert. Zunächst als Herausgeber und Autor der Zeitschrift Filmkritik, später als Direktor des Münchener Filmmuseums beeinflusste er maßgeblich die deutsche Filmkultur der 1960er-Jahre sowie die gleichzeitig entstehende Filmwissenschaft. Mit der Begriffskizze des »Modernen Film« ließe sich ästhetisch ein filmhistorisches Paradigma beschreiben, mit dem Patalas und sein Umfeld im Nachkriegseuropa kinematografisch sozialisiert wurden. Es soll dabei zum einen nachvollzogen werden, welche theoretischen Einflüsse Patalas prägten, und zum anderen – nicht zuletzt wegen seiner Arbeit als Archivar verlorener Filme – welche Nachwirkungen seine Arbeit bis heute hinterließ.
Ronny Günl studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien und schloss mit der Masterarbeit Bröckelnder Beton: zur kritischen Theorie im Begriff des Ereignisses ab, in der er sich am Beispiel des Films Videogramme einer Revolution von Harun Farocki und Andrei Ujică mit der Verknüpfung von Ästhetischer Theorie und Geschichtsphilosophie beschäftige. Danach arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt »Visual History of the Holocaust« sowie anschließend im Projekt »Modern Vienna Time Machine« des Ludwig Boltzmann Institute for Digital History. Darüber hinaus schreibt er regelmäßig für diverse Publikationen zur Filmkultur der Gegenwart und Vergangenheit. Als Teil des Filmclub Tacheles veranstaltete er Screenings und hielt Einführungen unter anderem zu Claude Lanzmann und gab eine Anthologie über Ruth Beckermann heraus.
[Rezension] »Vinzenz Hediger und Rembert Hüser (Hg.), Jean-Luc Godard. Film denken nach der Geschichte des Kinos«, in: rezens.tfm (2024), Nr. 1.
[Rezension] »Drehli Robnik und Joachim Schätz (Hg.), Gewohnte Gewalt – ein Sammelband über häusliche Gewalt im Spannungskino«, in: kolikfilm(2023), 39.
[Rezension] »Robin Becker, David Hagen, Livia von Samson (Hg.), Ästhetik nach Adorno. Positionen zur Gegenwartskunst«, in: rezens.tfm (2023), Nr. 1.
»Zwei oder drei Dinge über das Erzählen«, in: mit Martina Genetti, Adrian Jonas Haim, Isolde Vogel (Hg.), Filmreihe Beckermann 2022.