Naturepistemologien zwischen Alter und Neuer Welt
Das Forschungsprojekt untersucht Irritationen frühneuzeitlicher Naturvorstellungen durch die Eroberung Amerikas und seiner Bewohner. Am Beispiel der Historia general de las cosas de Nueva España – verschriftlicht zwischen 1558 und 1579 vom spanischen Franziskanermönch Fray Bernardino de Sahagún in Zusammenarbeit mit aztekischen Informanten – wird den Veränderungen in der Grenzziehung zwischen Natur und Kultur nachgegangen, die der Kontakt mit der Neuen Welt zeitigte: Das zwölfbändige, mit farbigen Illustrationen versehene Werk versteht sich als Universalenzyklopädie in der Tradition Plinius’. Doch die Einhegung der Natur in die enzyklopädische Ordnung wird durch die Vielzahl der Phänomene Mexikos gestört und die tradierten Ordnungsparameter von den Weltbeschreibungskategorien der Azteken unterwandert. Kann also von einer „epistemischen Krise“ angesichts der Neuen Welt gesprochen werden? Welches neue Wissen und welche neuen Schreibweisen über Natur provozierte die Entdeckung Amerikas?
Rosa Eidelpes studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Philosophie und Soziologie in Berlin und Paris. Sie dissertierte über das Verhältnis von Literatur und Ethnologie und über die primitivistische Entgrenzung der Mimesis im Umfeld des französischen Surrealismus. Seit 2015 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, FU Berlin.
„Von der empirischen Imagination zur natürlichen Ästhetik. Roger Caillois’ anti-anthropozentrische Theorie der Kunst“, in: Anne von der Heiden und Sarah Kolb (Hg.), Roger Caillois. Logik des Imaginären, Berlin (im Erscheinen); „Masken des Sakralen. Ethnologische Reflexionen zum Verhältnis von Maske und Subjekt“, in: Friedrich Balke, Berhard Siegert, Joseph Vogl (Hg.), Archiv für Mediengeschichte 15, Paderborn 2015, S. 155–166; „Batailles Primitivismus. Stationen einer transgressiven Reintegration“, in: Cornelia Wild (Hg.), Lendemains. Études comparées sur la France 40/157 (2015), Magdeburg 2015, S. 25–39.
"Ist das denn schon pathologisch?"Eine Konferenz in Berlin untersuchte den "Antiakademismus", der innerhalb und außerhalb der Universitäten grassiert.
Die Konferenz fand vom 16. bis 18.3.2017 in Berlin unter der Teilnahme von IFK_Research Fellow Hanna Engelmeier (SS 2016) und IFK_Research Fellow Rosa Eidelpes (SS 2017) statt.
Berge, die sich ausbreiten, Bäume, die Menschen ähneln, und über die Seiten einer Handschrift kriechende Kreaturen: In Sahagúns ethnografischer Enzyklopädie über die Welt der Azteken gerät die Ordnung der Natur gründlich durcheinander. Ein Vortrag über die Frage, was im Moment der Entdeckung Amerikas mit den Wissenskategorien der Alten Welt passiert.