Taibei, Kyoto und Bloomington
Die mongolische Yuan-Dynastie (1271–1368) in der chinesischen Geschichtsschreibung der Republikzeit (1900–1949)
Im Forschungsprojekt von Sabine Hinrichs werden Narrative der mongolisch geführten Yuan-Dynastie (1271–1368) innerhalb der chinesischen Historiografie aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beleuchtet. Zu einem Zeitpunkt, da die dynastische Ordnung in China mit dem Fall der letzten Dynastie (Qing, 1912) zu einem Ende kam, wurde es notwendig, Bewohner*innen und Territorien des ersten chinesischen Nationalstaates zu definieren. Wer gehörte von nun an zu der chinesischen Nation – und wer nicht? Welche Territorien mussten sodann, auch in der Geschichtsschreibung, als Teil Chinas reklamiert werden?
Diese und weitere Fragen werden anhand der Darstellung der mongolischen Yuan-Dynastie untersucht, weil die mongolische Herrschaft über China sich nur schwierig in eine chinesische Geschichte integrieren lässt. Dabei wird deutlich, dass (nicht nur) die chinesische Geschichtsschreibung sich innerhalb eines Spannungsfeldes zwischen Politik, Wissenschaft und Gesellschaft mit Fragen der Identität auseinandersetzt.
Sabine Hinrichs studierte Sinologie an der Universität Wien und absolvierte 2014/15 ein Auslandsjahr an der University of Nanjing, China. Zwischen 2017 und 2020 war sie als Tutorin am Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Wien tätig. Zudem war sie zeitweise Schreibmentorin, E-Multiplikatorin sowie Universitätsassistentin. Seit 2020 arbeitet sie an ihrer Dissertation und unterrichtet in den Bereichen chinesische Geschichte und Gesellschaft sowie wissenschaftliches Schreiben an der Universität Wien und ab Oktober 2022 an der Universität für angewandte Kunst Wien. Sie spricht Deutsch, Englisch und Chinesisch und lernt Japanisch, um den japanisch-sprachigen Forschungsstand berücksichtigen zu können. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen Geschichte und Geschichtsschreibung (insbesondere 20. Jahrhundert), Ideengeschichte, Globalgeschichte, Philosophie und Politik. Ehrenamtlich arbeitet sie seit 2020 beim unabhängigen Verein dasReispapier, welcher Artikel mit Bezug zu Ostasien veröffentlicht.
in Vorbereitung: gem. mit Sebestyén Hompot und Tanja Kotik (Hgs.), »China and Global History – An Interdisciplinary View on China’s Entangled Histories«, in: Reihe Leiden Series in Comparative Historiography, Axel Schneider, Susanne Weigelin-Schwiedrzik, (Hg.), Leiden 2023; »Hundert Blumen« auf dem Lushan: eine Analyse der Reaktion Mao Zedongs auf die Kritik von Peng Dehuai und Zhang Wentian am »Großen Sprung nach vorn« (1958–61), Wien 2020, online abrufbar: https://utheses.univie.ac.at/detail/54854/; »Re-Writing History: The Winner Takes It All«, in: dasReispapier, online 2021. Online abrufbar: https://dasreispapier.at/2021/re-writing-history-the-winner-takes-it-all/
Der Einfluss der mongolischen »Fremdherrschaft« während der Yuan-Dynastie (1271–1368) auf Chinas Selbstverständnis ist unbestreitbar: Zum ersten Mal in seiner Geschichte wurde China de facto – nicht nur in der Imagination – Zentrum eines Weltreiches. Kein Wunder also, dass wir Auswirkungen in den folgenden Perioden und bis heute beobachten können.
ACHTUNG: Der Vortrag findet ausschließlich per Zoom statt!