09/21 - 12/21: Hebrew University of Jerusalem, Israel
01/22 - 04/22: University of California, Berkeley, US
05/22 - 08/22: Universidad Complutense, Madrid, Spanien
grohsebner@ifk.ac.at
Maßgebende Hände: Die Repräsentation von Hebammen inmitten von Körper- und Kulturverhandlungen im Spanien der Frühen Neuzeit
Die Funktionen der Hebamme im Goldenen Zeitalter erstrecken sich über medizinische, soziale, zeremonielle sowie moralische Dimensionen und sind durch die engmaschige Verwobenheit aus Aspekten von Körper und Gesellschaft charakterisiert. Ausgehend von einem kulturanthropologischen Verständnis der geburtsbegleitenden Hände als Ursprung menschlicher Zusammenarbeit und Soziabilität, verfolgt das Projekt eine repräsentationale Untersuchung der Hände der Hebamme und der Narrative, die diese bereitstellen.
Die weibliche Professionalisierung der comadre wird in dem besonderen Moment des naturwissenschaftlichen Umschwungs, welches das Siglo de Oro darstellt, durch ihren Grenzgang zwischen Gegensätzen von Ruhm und Verschuldung, Sakralisierung und Dämonisierung, Vertraulichkeit und Öffentlichkeit sowie Autorität und Submission geprägt. Wie finden sich diese in den verschiedenen medialen Gefäßen wieder?
Sabrina Grohsebner studierte Romanische Philologie mit dem Schwerpunkt Kultur- und Medienwissenschaften in Wien. Ende 2019 schloss sie ihren M.A. mit einer Untersuchung der visuellen Repräsentation von Aspekten der spanischen Gesellschaft im Bildwerk Francisco de Goyas ab. Nach einer mehrjährigen Mitarbeit in der Fachbereichsbibliothek Romanistik arbeitet sie im kürzlich gestarteten FWF-geförderten Projekt The Interpretation of Childbirth in Early Modern Spain mit. Ihr besonderes Augenmerk, das sich in ihrem Dissertationsprojekt wiederfindet, legt sie auf die mediale Formgebung verschiedenster Facetten von menschlichem Zusammenleben.
Das Mitwirken von helfenden Händen am Geburtsprozess legt seit jeher das Fundament für menschliche Zusammenarbeit und Geselligkeit. Die Arbeit der Hebamme im Spanien des Siglo de Oro kann somit als gemeinschaftsstiftende und kulturprägende Tätigkeit verstanden werden. Diese wird jedoch durch ihren epochenspezifischen Grenzgang zwischen Leben und Tod, privater und öffentlicher Sphäre sowie Submission und Autorität geprägt. Wann mündet Kooperation in Konfrontation?