Sandra Janßen
ifk Research Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. März 2024 bis 30. Juni 2024

Das Haben als Seinsform. Theorien und literarische Darstellungen des Eigentums um 1800



PROJEKTBESCHREIBUNG

Das Projekt versteht sich als Beitrag zu einer Geschichte des Subjekts, die sich über die Konvergenz unterschiedlicher Wissensfelder erschließen lässt. Es untersucht die im 18. und frühen 19. Jahrhundert sehr enge Verbindung zwischen der Definition des Subjekts und der des Eigentums: Letzteres wird, von Locke bis Hegel, vor allem vom Individuum und von einer Philosophie des Subjekts her gedacht, umgekehrt ist die Fähigkeit, sich über das, was man sich aneignet, selbst zu erfahren, aber auch ein zentrales Definiens des Subjekts. Dies steht zugleich in einem Spannungsverhältnis zum Eigentum als Begründungsmoment des Gesellschaftsvertrags (bei Rousseau). Das Projekt wird sich einerseits mit theoretischen Begründungen des Eigentums auseinandersetzen und andererseits deren ökonomische und gesellschaftliche Implikationen beleuchten, wie sie die zeitgenössische Literatur (z.B. in der Figur des Räubers) reflektiert. Alle diese Momente treten zu einer subjekthistorischen Konstellation zusammen.



CV

Sandra Janßen ist Komparatistin und Wissenschaftshistorikerin und forscht als Annemarie-Schimmel-Stipendiatin an der Universität Erfurt, wo sie seit Jänner 2024 ein DFG-Netzwerk zur Wissensgeschichte des Subjekts zwischen Psychologie und verschiedenen Sozialwissenschaften leitet. Frühere Stationen umfassen eine Lehrtätigkeit an der Freien Universität Berlin sowie Gast- und Vertretungsprofessuren an der University of Chicago, der Universität Wien und der Universität Bonn.

Neben der Geschichte des Subjekts liegen ihre Forschungsschwerpunkte in der Verbindung von Wissensgeschichte und Literatur, speziell in der Psychologiegeschichte sowie der deutschen und französischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. Sie steht vor dem Abschluss einer Habilitationsschrift zum »totalitären Subjekt«, die Psychologie, politische Theorie und Literatur der 1930er- und 1940er-Jahre zueinander in Beziehung setzt.



Publikationen

»Totalitäre Ideologie. Politisch-epistemische Bedingungsverhältnisse und ein diskurshistorischer Verortungsversuch«, in: Behemoth. A Journal on Civilisation, 15 (2022), Nr. 2, 77–95, https://freidok.uni-freiburg.de/data/233585.

mit Thomas Alkemeyer (Hg.), Selbstsein als Sich-Wissen? Zur Bedeutung der Wissensgeschichte für die Historisierbarkeit des Subjekts, Tübingen 2021 (= Historische Wissensforschung 15).

»Zeitlosigkeiten in Hermann Brochs Tod des Vergil«, in: Maximilian Bergengruen und Sandra Janßen (Hg.), Psychopathologie der Zeit (= Zeitschrift für Kulturwissenschaften 1, 2021), 133–149.

»Kredit – Glauben – Wahn. Paranoische Formen von Soll und Haben bei Heinrich von Kleist und Robert Walser«, in: Maximilian Bergengruen, Jill Bühler, Antonia Eder (Hg.), Kredit und Bankrott in der deutschen Literatur, Stuttgart 2021 (= Abhandlungen zur Medien- und Kulturwissenschaft), 123–150.

Phantasmen. Imagination in Psychologie und Literatur 1840–1930 (Flaubert, Čechov, Musil), Göttingen 2013 (Reihe: Wissenschaftsgeschichte).

 

10 Juni 2024
18:15
  • Lecture
Sandra Janßen

Der Räuber als Eigentumstheoretiker

Von Schillers Räubern über dessen Verbrecher aus verlorener Ehre bis zu Heinrich von Kleists Michael Kohlhaas zeichnen sich die Jahrzehnte um 1800 durch eine auffallende literarische Konjunktur der Räuberfigur aus

>