Stephan Wendehorst
ifk Senior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2015 bis 31. Januar 2016

Der Wiener Kongress und das europäische Mächtekonzert: Vom Chaos zur Ordnung in den internationalen Beziehungen und im Völkerrecht?



PROJEKTBESCHREIBUNG

War das Westfälische System gleichberechtigter souveräner Staaten, benannt nach dem Frieden von Münster und Osnabrück 1648 und die darauf beruhende moderne Völkerrechtsordnung nicht eigentlich eine Erfindung des Wiener Kongresses 1814/15? Und war der Preis, der für diese neue Ordnung zu entrichten war, nicht sehr viel höher (oder doch ganz anders) als die Repression nationaler und liberaler Bewegungen durch das System Metternich, auf die hinzuweisen, die deutsche und die italienische Historiografie nicht müde wurden? Das sind die beiden Fragen, denen Stephan Wendehorst während seines Aufenthalts am IFK nachgeht. Um die Zäsur, die der Wiener Kongress für die internationalen  Beziehungen und für die Subjekte, Objekte und Quellen des Völkerrechts bedeutete, und um die mit diesem Einschnitt verbunden Konsequenzen adäquat einschätzen zu können, bedarf es der Rekonstruktion der vormodernen Völkerrechtsordnung in ihrer verwirrenden Vielgestaltigkeit. Der Wiener Kongress bot dieser letztmalig eine schwankende Bühne.



CV

Stephan Wendehorst koordiniert das Forschungscluster „Jüdisches Hl. Römisches Reich“, lehrt Rechtsgeschichte an der Universität Wien und habilitiert sich mit einer Arbeit über Reichsgeschichte als Völkerrechtsgeschichte an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Nach der Promotion an der Universität Oxford war er stv. Direktor des Simon-Dubnow-Instituts für jüdische Geschichte und Kultur an der Universität Leipzig und Stipendiat der Alexander von Humboldt Stiftung.



Publikationen

Vom Schutz verfolgter Religionsverwandter zum Schutz der universalen Menschenrechte: Zur Geschichte von Recht und Praxis der humanitären Intervention, Skript, 4. Aufl., Gießen/Wien 2015; British Jewry, Zionism and the Jewish State, 1936–1956, Oxford 2012 (Dissertationsschrift); Die Anatomie frühneuzeitlicher Imperien. Herrschaftsmanagement jenseits von Staat und Nation, München 2013; Imperial Spaces as Jewish Spaces. The Holy Roman Empire, the Emperor and the Jews in the Early Modern Period, in: Jahrbuch des Simon-Dubnow-Instituts/Simon-Dubnow-Institute Yearbook 2 (2003), S. 436–475.

19 Oktober 2015
  • Lecture
IFK
Stephan Wendehorst

VOM ZEREMONIELL ZUM PROTOKOLL. DER WIENER KONGRESS ALS WENDEPUNKT IN DER KULTURGESCHICHTE DES VÖLKERRECHTS

Der Außenminister eines Landes mit ständigem Sitz im UN-Sicherheitsrat missachtet konsequent das Rauchverbot. Nicht alle Staatsgäste sind zum Barbeque auf dem Privatsitz des Präsidenten willkommen. Ein Staatsoberhaupt bezahlt eine umstrittene Auslandsreise aus dem eigenen Haushalt. Stephan Wendehorst fragt, ob die Vormoderne Erklärungshilfe leistet.

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