Fortunatus und Co.: Übersetzungen und Wiederaufnahmen eines melancholischen Bestsellers (1509-1832)
Der 1509 in der Fuggerstadt Augsburg erschienene Prosaroman Fortunatus stellt das bürgerliche Subjekt in einem Frühstadium seiner Entwicklung dar. Unter dem Zeichen des Saturn entsteht das Bild eines Kaufmanns als geizigen und listigen Melancholikers, der sich angstvoll und verschlagen um die Vermehrung seiner Schätze kümmert. Durch den historischen Vergleich der Übersetzungen und Adaptionen des Stoffs geht diese Studie den Transformationen des kulturellen Wissens um das Verhältnis von Wirtschaft und Persönlichkeit nach. Die Untersuchung fokussiert dabei auf Epochen, die als Schlüsselmomente der Entwicklung einer modernen politischen Ökonomie im westlichen Europa gelten und die je neue Versionen des Fortunatus hervorgebracht haben, von der Renaissance bis in die Romantik. In Fortführung der philologischen Forschung der Übersetzungen des populären Klassikers zielt das Projekt auch auf eine kulturwissenschaftliche Erweiterung des Forschungsfelds, indem die Figur des Fortunatus als Prototyp des „ökonomischen Menschen“ verstanden wird.
Timothy Attanucci studierte Germanistik und Komparatistik an den Universitäten Harvard und Princeton (Ph.D.) sowie in Tübingen, Paris und Berlin (HU). Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Forschungsschwerpunkte: Wissens- und Literaturgeschichte; Melancholie; Umwelt und Ökonomie; Hans Blumenberg.
The Restorative Poetics of a Geological Age: Stifter, Viollet-le-Duc, and the Aesthetic Practices of Geohistoricism, Berlin/Boston 2020; co-authored with Ulrich Breuer, “Melancholie,” in: Joseph Vogl, Burkhardt Wolf (eds.), Handbuch Literatur und Ökonomie, Berlin/Boston 2020, pp. 214–17; co-edited with Ulrich Breuer (eds.), Leistungsbeschreibung/Describing Cultural Achievements. Literarische Strategien bei Hans Blumenberg/Hans Blumenberg’s Literary Strategies, Heidelberg 2020.
Recent studies claim that as many as one in five CEOs may be psychopaths. In the early days of capitalism, an anonymous novel painted a portrait of the merchant Fortunatus as clever, cutthroat, anxious, and greedy. His (mis-)adventures became one of the most translated and adapted stories in early modern Europe.