Immersive Subjektivität. Autisten, Narzissten, Verschwörungstheoretiker
Das Wissen von der Welt ist unsicher geworden. Künstliche Intelligenz, kollabierende Ökosysteme und der Niedergang der liberalen Demokratie bringen die moderne Ordnung des Wissens und Regierens, die auf den Vorstellungen der neuzeitlichen europäischen Philosophie beruhte, in Schwierigkeiten. Dieses Forschungsprojekt geht davon aus, dass sich die zugrunde liegenden technologischen, ökologischen und politischen Veränderungen mit einer Krise der Repräsentation zusammenfassen lassen: Repräsentation als epistemologisches und ontologisches Paradigma wird ersetzt durch Immersion. Drei Figuren unserer Zeit verkörpern diesen Wandel auf subjektiver Ebene. Der Narzisst, der Autist und der Verschwörungstheoretiker zeigen auf je unterschiedliche Weise (und mit teils völlig konträren Folgen), wie immersive Subjektivitätfunktionieren kann, Subjektivität in einer Welt nach der Repräsentation.
Tobias Haberkorn studierte Literaturwissenschaft, Ästhetik, Kulturwissenschaft und Mathematik an der École des hautes études en sciences sociales in Paris, der Freien Universität Berlin und der Technischen Universität Darmstadt. Er promovierte mit einer Arbeit über das „Zuviel“ als kognitive und poetologische Kategorie in Erzähltexten der europäischen Moderne und insbesondere bei François Rabelais und Michel de Montaigne. Er arbeitete als Kulturredakteur für Zeit Online, er übersetzte Essays und Theaterstücke unter anderem von Didier Eribon, Alain Badiou und Ryan Trecartin. 2019 war er Milena Jesenská Fellow am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien und Kellen Fellow des American Council on Germany.
Das Problem des Zuviel in der Literatur. Welt in Sprache bei Rabelais und Montaigne, Amsterdam 2020; Christian Maurel, Für den Arsch, translated from the French by Tobias Haberkorn, Berlin 2019; “Die Sintflut kommt”, in: Zeit Online, 4 November 2018; “Trump, das Antirätsel”, in: Zeit Online, 25 August 2017.
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As media turned social, control over attention flows shifted to opaque, self-regulating algorithms. Knowledge seems to have become simultaneously broader and more superficial, more specific and more manipulative, increasingly fake and deeper. This talk looks at modes of attention that allow individuals to strive and survive in a world saturated with trash and erudition.
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