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Beherrschte Unterhaltung. Von fahrenden Schausteller*innen und Unterhaltungsmaschinen
Die Dissertation beleuchtet die kaum erforschte Praxis fahrender Schausteller*innen (Besitzer*innen von Karussellen u.ä.) und deren kulturelles Feld, den temporären Jahrmarkt, in Österreich seit der Mitte des 19. Jhdts. Die künstlerisch-wissenschaftliche Forschung pendelt dabei zwischen zwei Polen: Einerseits wird die Geschichte und Gegenwart der mobilen Arbeitspraxis der fahrenden Schausteller*innen exemplarisch an zwei Familien rekonstruiert und dokumentiert, andererseits wird die Bedeutung und Funktion der Erlebnisqualitäten, die das Publikum am Jahrmarkt sucht(e), nachvollzogen mit dem Fokus auf das sich wandelnde Verhältnis von Mensch und Maschine. Die Forschung geht von der erfahrungsgeschichtlichen Perspektive der fahrenden Schausteller*innen aus und stützt sich auf künstlerische und ethnografische Methoden. Als Vehikel diente die Feldforschung zum Dokumentarfilm FAHREN (2020, 30 Min), der zwei fahrende Schausteller*innen-Familien heute auf ihren Routen durch Österreich begleitet.
Veronika Barnaš arbeitet seit dem Abschluss ihres Studiums (MA raum&designstrategien, Kunstuniversität Linz) als freie Künstlerin und Kuratorin in Wien. Von 2012-2020 war sie Universitätsassistentin und Lektorin an der Kunstuniversität Linz. In ihrer künstlerisch-wissenschaftlichen Praxis arbeitet sie in unterschiedlichen Medien und Genres (Film, Mapping, Theater, Ausstellungen) an der Darstellung von räumlichen, historischen und biographischen Zusammenhängen. Die Forschungsthemen erstrecken sich an beispielhaften Protagonist*innen von Migrationsbewegungen im Dritten Reich zu aktuellen, über Exilliteratur und Erinnerungskultur bis zu Stadtgeschichte. In ihrer Dissertation (Kunstuniversität Linz/ Kulturwissenschaft) forscht sie aktuell zu fahrenden Schausteller*innen und der Unterhaltungsgeschichte auf temporären Jahrmärkten seit der Mitte des 19. Jh., mit dem Fokus auf das sich wandelnde Verhältnis von Mensch und Maschine. Der Dokumentarfilm FAHREN (2020, 30 min) ist Teil des Doktorats.
Foto: Alexander Glandien
Publikationen (u.a.): »Fahrende Schausteller*innen und mechanisch erzeugte Rauscherlebnisse auf Jahrmärkten. (Filmische) Einblicke in die Gegenwart und historischer Kontext«, in: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde, 01/2020, S. 87–114; »Mastering entertainment«, in: European Journal of Life Writing, 1/2020, p: C1– C9; Veronika Barnaš (Hg.), unORTnung. Eine Ausstellungsreihe in Wien, Schlebrügge 2011.
Temporäre Jahrmärkte erfreuen sich vor allem im ländlichen Raum bis heute großer Beliebtheit. Der Berufsstand der fahrenden Schausteller*innen, die dort für die begehrten Erlebnisse sorgen, ist in Österreich allerdings kaum erforscht. Was macht das Erlebnis Jahrmarkt weiterhin so anziehend, und wie leb(t)en und arbeite(te)n die Schausteller*innen?