Victor Strazzeri
ifk Research Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. März 2025 bis 30. Juni 2025

Lila auf Rot. (Euro)kommunismus und Feminismus in den globalen 70er-Jahren



PROJEKTBESCHREIBUNG

Das Projekt untersucht die kaum bekannte Begegnung zwischen Parteikommunismus und feministischer Bewegung nach 1968. Nämlich, wie die Reformbemühungen der großen westeuropäischen Kommunistischen Parteien in den 1970er Jahren – der sog. Eurokommunismus – eine neue ›Frauenpolitik‹ mit sich brachte. Kommunistinnen rezipierten infolgedessen feministische Debatten und Methoden, was zu einer Infragestellung der Geschlechternormen in ihren Parteien und zu neuen Formen von Aktivismus führte. Italien gilt als Zentrum dieser ›Verflechtung‹ von Kommunismus und Feminismus, das Projekt rekonstruiert aber auch andere Fälle des roten Feminismus (Spanien, Brasilien) in den 1970er-Jahren. Der jüngste Aufstieg von Kommunistinnen in Ämter in Chile und Österreich verleiht dem Thema eine unerwartete Brisanz. Daher wird auch die gegenwärtige Überschneidung zwischen kommunistischer und feministischer politischer Kultur untersucht – sowie die anhaltenden Spannungen zwischen Kämpfen für soziale Gerechtigkeit und Geschlechtergleichheit.



CV

Victor Strazzeri, geb. in São Paulo, Brasilien. 2003 bis 2006 Studium der Sozialwissenschaften in São Paulo, 2009 bis 2011 Masterstudium in Sozialer Arbeit in Rio de Janeiro, 2017 Promotion in Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin mit einer Dissertation über Max Webers Beziehung zur deutschen Sozialdemokratie. Postdoc am Historischen Institut der Universität Bern (2017–2019) und an der Universität Genf (2020–21). Seit 2023 Postdoc an der Bundesuniversität São Paulo. Gastforscher in Rom, Alicante und Ljubljana. 2019 bis 2024 Leiter des Projekts Internationalisierung des Historisch-Kritischen Wörterbuchs des Marxismus (Berliner Institut für Kritische Theorie, e.V./Rosa Luxemburg Stiftung). Sein erstes Buch erschien 2022 bei Brill: The Young Max Weber and German Social Democracy. The ›labour question‹ and the genesis of social theory in Imperial Germany (1884–1899).



Publikationen

»Beyond the Double Blind Spot: Relocating Communist Women as Transgressive Subjects in Contemporary Historiography«, in: Gender & History 36/2 (2024), p. 755–774.

»Transnational women’s activism in Eurocommunist politics: the entangled cases of Italy and Spain (1974–1982)«, in: HISPANIA NOVA Primera Revista De Historia Contemporánea on-Line En Castellano. Segunda Época, 1 – extraordinario (2024).

»The interweaving: communist women and feminism in 1970s Italy«, in: Contemporary European History, online (27 March 2023, p. 1021–1037).

mit Paola Stelliferi (Hg.), Transnational feminist movements in history, (= Sonderheft: Contemporanea: XIXth and XXth Century History Review 4 (2023).

The Young Max Weber and German Social Democracy: the ›labour question‹ and the genesis of social theory in Imperial Germany (1884–1899), Leiden 2022.

24 März 2025
18:15
  • Lecture
ifk Arkade & ifk@Zoom
Victor Strazzeri

Lila auf Rot. Das Geschlecht des Kommunismus nach 1968

Die Begegnung von kommunistischer Parteipolitik und feministischer Bewegung ist eine fast unbekannte, aber folgenreiche Episode im politischen Leben Westeuropas nach 1968. In Italien, Frankreich und Spanien wurden die 1970er-Jahre nämlich nicht nur vom Aufstieg der neuen sozialen Bewegungen, sondern auch von der letzten Blütezeit des Parteikommunismus geprägt.

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