Zoran Terzic
ifk Research Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2007 bis 31. Januar 2008

Behauptung durch Enthauptung. Die Dekapitation als epistemologisches Modell der Moderne



PROJEKTBESCHREIBUNG

Das Phänomen der Dekapitation umfasst einerseits den Bereich der demonstrativen Barbarei, wie er etwa in den jüngsten Kriegen im Irak oder auf dem Balkan medienwirksam zum Tragen kam (z. B. triumphales Köpfen von Gefangenen). Andererseits steht die Enthauptung auch an der Schwelle zur zivilisierenden Moderne, wie sie sich in der Revolutionsapparatur der Guillotine manifestiert und sich im 19. und 20. Jahrhundert in dem Bestreben fortsetzt, die staatlich sanktionierte Tötung möglichst "human" und schmerzfrei vonstattengehen zu lassen. Der menschliche Kopf fungiert also einerseits als positive und andererseits als negative Trophäe. Die negative Trophäe, d. h. das Verweigern des Triumphgefühls, bezeichnet hierbei die staatliche Operation, die sich bis zu den heutigen militärischen Interventionspraktiken mit ihren "Null-Tote-Doktrinen" und "humanitären Interventionen" weiterverfolgen lässt. Beide Trophäencharaktere liefern gesellschaftliche Querverweise, die sich aus den historischen Daten der Dekapitationspraxis und -theorie auch in der Jetztzeit zu einem Kulturprinzip – von der militärischen Intervention bis hin zum "Karikaturenstreit" – ausformulieren lassen. Zoran Terzics Frage ist, ob die Dekapitation als epistemologisches Modell gelesen werden kann und – falls ja – ob sich aus diesem Modell Symptomatiken für die Entwicklung der Moderne erfassen lassen.



CV

Freier Wissenschafter in Berlin



Publikationen

U. a.: Between Destiny and Contingency, in: Pål Kolstø¸ (ed.), Myths and Boundaries in Southeastern Europe, London 2005; God Design – A Quick Guide to Transcendence, in: Happy Believers (Katalog zur 7. Werkleitz Biennale 2006), Halle 2006; Der Mythos der Identität, in: A. Ment, M. Pyka, Z. Terzic (Hg.), Identitäten in Europa. Europäische Identität, Würzburg (erscheint im Dezember 2007); Kunst des Nationalismus, Berlin 2007; Erinnern als Vergessen - zur Ästhetik der ideologischen Kehre, in: Stefan Troebst (Hg.), Visuelle Geschichtskultur Bd. 3: Südosteuropa. Zwischen Nostalgie, Amnesie und Allergie: Erinnerung an den Kommunismus. Köln/Weimar/Wien (erscheint im Oktober 2007).