1873 reiste der durch seine Historienbilder Friedrichs des Großen berühmte Berliner Maler Adolph Menzel zur ersten Weltausstellung im deutschsprachigen Raum nach Wien. Doch widmete er sich weder den Exponaten noch dem Industriepalast mit der gigantischen Rotunde, dem Wahrzeichen der Wiener Weltausstellung, sondern einem vergleichsweise winzigen temporären Zelt. Das etwas abseits im Prater gelegene, von New Yorker Unternehmern errichtete Tipi mit dem sogenannten Indianer-Café galt beim Publikum als Attraktion und fand in Fotos und Holzstichen Verbreitung. Doch fügte es sich nicht problemlos in die Tradition vergleichbar exotischer Einrichtungen. Menzel hat in seinem Gemälde deutlich markiert, dass in dem Tipi keineswegs Native Americans, sondern (nur wenige Jahre nach dem offiziellen Ende der Sklaverei in den USA) Schwarze Amerikaner die als international charakterisierten weißen Besucher*innen bedienten. Offenbar sah Menzel in dieser Selbstinszenierung der USA eine Signatur der Weltausstellung, der er als Zeitgenosse Gestalt verlieh.
Monika Wagner lehrte bis 2009 Kunstgeschichte an der Universität Hamburg. Ihre Arbeitsschwerpunkte betreffen die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, besonders die Semantik künstlerischer Materialien. Sie ist Autorin des Buches Das Material der Kunst. Eine andere Geschichte der Moderne München 2001.
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