Kann Erdachtes, das offensiv der Erfahrung widerspricht, Wirkungen im Realen zeitigen? Das 1911 publizierte Buch »Die Philosophie des Als Ob« von Hans Vaihinger bejaht dies emphatisch: Fingieren ist dazu da, die Realität zu erkennen, sie zu durchdringen und folglich zu meistern. Diese Idee fand unter Zeitgenoss*innen ungemeine Zustimmung. Und sie inspiriert – und irritiert – bis heute.
Was macht den Fiktionalismus Vaihingers weiterhin interessant, und zwar quer durch unterschiedliche Disziplinen? Literat*innen inspirierte der intensive Weltbezug der Philosophie des Als Ob zu kreativen Anverwandlungen. Und nicht zuletzt Vaihingers Begriffsbildung irritiert die Literatur-, Kunst- und Kulturtheorie in produktiver Weise. Die Praxis als orientierender Begriff seiner Untersuchung regte Reflexionen im Bereich der exakten Wissenschaften sowie in der Ethik an. Doch reicht das Spektrum der Rezeption seiner Theorie von enthusiastischer Nachfolge bis hin zum entschiedenen Widerspruch. Der Vortrag präsentiert und analysiert verschiedene Facetten des in den letzten hundert Jahren von Vaihingers Buch angeregten Denkens über Fragen der Fiktion. Reflektiert werden soll dabei aber auch der Anspruch der historischen Vaihinger-Nachfolge, der darin besteht, in der Philosophie des Als Ob sogar eine universale Meta-Theorie der Kultur zu sehen.
Alice Stašková, Prof.in Dr.in, Ph.D., ist Professorin für Neuere deutsche Literatur an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sie wurde 2005 an der Universität Prag promoviert und habilitierte 2015 an der Freien Universität Berlin. Sie war Forschungsstipendiatin der Alexander-von-Humboldt-Stiftung (2007–2008), 2015 (Sommersemester) Max Kade Professor an der Vanderbilt University, Nashville. Derzeit ist sie IFK_Senior Fellow.
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