Philosophische Gemeinschaftswerke werden besonders häufig in der Tradition der Frankfurter Schule geschrieben. Oskar Negt und Alexander Kluge verfassen seit 1968 gemeinsam Bücher wie „Öffentlichkeit und Erfahrung“ (1972), „Geschichte und Eigensinn“ (1981) und „Maßverhältnisse des Politischen“ (1992) und produzieren zahlreiche Fernsehmagazine im Format philosophischer Gespräche. Dabei brauchen sie jedoch immer „Dritte im Raum, die die Sätze einsammeln“.
Was für Adorno und Horkheimer Gretel Adorno, für Deleuze und Guattari Fanny Deleuze bedeutete, das war für Alexander Kluge und Oskar Negt Elfriede Olbrich. Gemeinsame europäische Philosophieproduktion im 20. Jahrhundert delegiert den „muskuläre[n] Akt des Schreibens“ (Roland Barthes) an die Sekretärin, ohne sie namentlich zu nennen.
Freud hatte mit dem Satz „Die analytische Situation verträgt keinen Dritten“ die Anwesenheit anderer aus seinem (Schreib)laboratorium ausgeschlossen. Albrecht Koschorke hingegen rückt diese oft verdrängten „Figuren des Dritten“ ins Zentrum der kulturwissenschaftlichen Untersuchung. Wie also organisiert sich die kooperative Schreibformation rund um solche Mittlerfiguren?
Christian Wimplinger, MMag., studierte von 2006 bis 2013 Germanistik und Philosophie an der Universität Wien. In seiner Diplomarbeit widmete er sich dem philosophischen Konzept der Wunschmaschine von Deleuze und Guattari mit einem kulturtheoretischen Hinblick auf die Arbeiten von Christoph Schlingensief. Von 2013 bis 2016 arbeitete er als Lektor und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Germanistik der Universität Wrocław. Seit 2016 ist Christian Wimplinger Mitglied der interdisziplinären Forschungsplattform „Mobile Kulturen und Gesellschaften“, wo er sich mit beweglichen Darstellungsformen auseinandersetzt. Er lehrt und promoviert am Institut für Germanistik der Universität Wien. Derzeit ist er IFK_Junior Fellow.
Publikationen (u. a.): Augenbewegung, Eigenbewegung, Protestbewegung. Landkarten für Oskar Negt und Alexander Kluges Geschichte und Eigensinn, in: Annegret Pelz und Alexandra Ganser (Hg.), Mobility, Wien (erscheint Ende 2018); gem. mit Sanna Schulte, „Die Collage als ‚Portrait des politischen Migranten’ in Herta Müllers Reisende auf einem Bein“, in: Sanna Schulte und Christian Zech (Hg.), Exil interdisziplinär II, Würzburg 2018.
Ort: IFK
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