28 März 2022
  • Lecture
IFK; IFK@Zoom

ANSPRÜCHE AN ÜBERSETZUNG. EXPERIMENTELLE TRANSLATIONSVERFAHREN ALS PRAXEN DER KRITIK

0:00 - 23:59

 

Während in den 1960er- und 1970er-Jahren die Entwicklung der »machine translation« Fahrt aufnimmt, wird im akademischen Feld intensiv um den »richtigen« Blick auf die literarische Übersetzung, um ihre theoretische Einfassung und ihre methodologischen Fundamente gestritten. In welchem Verhältnis stehen die zahlreichen übersetzungspoetischen Experimente der Zeit zu dieser Debatte?

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts formieren sich die Übersetzungswissenschaften als akademische Disziplin. Ihre Institu-tionalisierung wird von theoriegesättigten und normativ geführten Diskussionen begleitet. Man debattiert über einen zeitgemäßen theoretischen Zugriff, über Ausrichtung, Methoden und Modi des Übersetzens – gerade auch im Kontext der neuen technischen Möglichkeiten maschineller Translation. Zeitgleich setzen zahlreiche Autor*innen / Übersetzer*innen tradierte Vorstellungen von Übersetzung aus der Praxis heraus buchstäblich aufs Spiel. Sie versuchen sich an phonetischen, anagrammatischen oder mechanischen Translationsmethoden, setzen sich über Semantik hinweg, verfremden die Syntax der Zielsprache, schneiden und collagieren sich durch das Sprachmaterial des Originals. Zwei übersetzungstheoretische Stimmen der Zeit – Henri Meschonnic und Paolo Valesio – dienen dem Vortrag als Ausgangspunkt, um die Rolle dieser poetisch-translatorischen Experimente im konzeptuellen Ringen um die Übersetzung zu perspektivieren und nach Anspruch und kritischer Potenz spielerischer Translationsmodi zu fragen, und damit historische, kulturelle, ideologische Fundamente und Gebundenheiten eines literarischen Textes und/oder seiner Übersetzung freizulegen.

 

Anna Luhn promovierte 2020 an der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien zu Figuren des Akrobatischen in der europäischen Moderne. Als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Exzellenzcluster Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective an der Freien Universität Berlin forscht sie aktuell zu experimenteller Übersetzung und digitaler literarischer Praxis. Derzeit ist sie IFK_Research Fellow.

 

DER VORTRAG FINDET HYBRID STATT.

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