Der kritische Posthumanismus versteht sich als direkte Antwort auf die Krisen der Gegenwart. Als grundlegendes Problem identifiziert er den Anthropozentrismus, also das Primat einer spezifischen Vorstellung vom Menschen, die unser Denken und Handeln bestimmt und katastrophale Folgen für alle anderen Wesen hat. Mit ihrer Kritik am Menschen entwickeln prominente Denkerinnen wie Rosi Braidotti und Donna Haraway bahnbrechende Fragestellungen, knüpfen dabei aber auch an alte Ideen an. Zentral ist für sie das Formulieren positiver Denk- und Handlungsweisen und damit der Ausbruch aus einer postmodernen Theoriekrise, in der kein Zugriff auf die materielle Wirklichkeit möglich scheint. Doch das Formulieren von positiven Ansätzen stellt für alle kritischen Theorien eine nicht zu unterschätzende Schwierigkeit dar. Lässt sich dieses Problem durch den Gebrauch neuer und alter Mythen lösen, oder werden dadurch die eigenen Ansprüche unterlaufen? In diesem Vortrag soll der Frage nachgegangen werden, woher die Vorstellung kommt, dass die Philosophie auf Mythen angewiesen sein könnte, und was das für den Posthumanismus als kritisches Unterfangen bedeutet.
Matthäus Leidenfrost studierte Geschichte und Philosophie in Wien und Religionswissenschaft an der FU Berlin. In seiner Masterarbeit beschäftigte er sich mit philosophischen Theorien des Mythos.
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