1959 wurde Hannah Arendt nach Hamburg eingeladen, um den Lessing-Preis entgegenzunehmen. Sie konnte den Preis als Jüdin nicht ablehnen, aber sie konnte ihn auch nicht als Deutsche annehmen. Eingeladen als Humanistin, sprach sie als Jüdin. Identität wird bei ihr zur politischen Tatsache, die sie dann auch auf die Bühne der Preisverleihung bringt.
Wir tragen persönliche, familiäre und kollektive Geschichten in uns selbst, und es sind genau diese Geschichten, die am Ende unsere politischen Leidenschaften prägen. Das versteckt sich offen in der ikonisch gewordenen Lessing-Preis-Rede Hannah Arendts, die sie 1959 in Hamburg hielt. Arendt wurde eingeladen, eine Rede über Lessing und die Aufklärung zu halten. Es schien nicht einfach für sie zu sein, 1959 einen Preis, der sich am Thema Aufklärung orientiert, zu erhalten. Sie konnte den Preis als Jüdin nicht ablehnen, aber sie konnte ihn auch nicht als Deutsche annehmen. Die Jüdin war zwar wieder da, aber nicht die aufklärerische Deutsche, die zufällig in New York lebt, der man einen Preis anbot, sondern eine Jüdin, die wusste, dass sie auch vor denjenigen sprach, die sie noch kurz davor vernichten wollten. Ihre Rede steht exemplarisch für aktuelle Debatten über Partikularismus und Universalismus und soll auch als Anhaltspunkt für diese mitgedacht werden.
Natan Sznaider ist Professor emeritus für Soziologie an der Akademischen Hochschule von Tel Aviv. Seine Forschungsthemen sind soziologische Theorie, Globalisierung und Erinnerungskultur. In Deutschland geboren, wanderte er 1974 nach Israel aus. Er promovierte an der Columbia University in New York und veröffentlicht zahlreiche Aufsätze in Fachzeitschriften und Presse. Natan Sznaider lebt in Tel Aviv. Derzeit ist er IFK_Senior Fellow.
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