Die Stereoskopie ist ein seit dem 19. Jahrhundert bekanntes Verfahren, um räumlich anmutende Bilder zu erzeugen. Sie ist meist als eine Art Unterhaltungsmedium bekannt – noch heute (in veränderter Form) im populären 3-D-Kino. Doch sie wurde auch bei politischen wie wissenschaftlichen Praktiken eingesetzt, um „Ordnung“ herzustellen. So auch im Dritten Reich.
Die Stereoskopie wurde bei politischen wie wissenschaftlichen Praktiken eingesetzt, um „Ordnung“ herzustellen. Ein Beispiel dafür ist die Rolle der Stereoskopie im Dritten Reich: 1935 wurde der Raumbild-Verlag Otto Schönstein gegründet, der auch eine Zeitschrift namens Das Raumbild herausgab. Dieser Verlag und die Zeitschrift sind historisch schon recht gut untersucht. Im Vortrag wird ein spezieller Aspekt beleuchtet, nämlich die Idee, durch die Verbreitung und den pädagogischen Einsatz der Stereoskopie in der „Erziehung zur Raumvorstellung und Raumanschauung“ die nationalsozialistischen Ideologeme des Raums und der Anschaulichkeit zu vermitteln – und so die angeblich ungeordnete Zeit der Weimarer Republik in einer neuen, auch plastisch-visuellen Ordnung zu überwinden. So schreibt ein Autor 1935, dass die „Jungen heute [...] eine neu gegliederte und geordnete, entkomplizierte Welt“ vorfinden. „In dieser Welt hat der Raum eine zentrale Bedeutung.“
Jens Schröter ist seit April 2015 Inhaber des Lehrstuhls Medienkulturwissenschaft an der Universität Bonn. Von 2008 bis 2015 war er Professor für „Theorie und Praxis multimedialer Systeme“ an der Universität Siegen. Derzeit ist er IFK_Senior Fellow.
Ort: IFK
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