Am Körper getragene Self-Tracking-Technologien messen Bewegungsabläufe, Pulsschläge und Temperaturschwankungen, um Rückschlüsse auf die Körperfunktionen, das längerfristige Verhalten und einen »gesunden Lebensstil« zu ziehen. Wie Messapparaturen den Körper mit der Psyche, und die Täuschung mit der Offenbarung zusammen bringen, wird im Vortrag historisch nachvollzogen.

In den psychologischen Disziplinen um 1900 wird die Verwendung von an den Körper angeschlossenen Messapparaturen kontrovers diskutiert. Durch die Messung des physischen Ausdrucks soll einerseits Verborgenes enthüllt und Verheimlichtes entlarvt werden: Der Körper soll ausdrücken, was die Stimme nicht sagen kann oder der Wille verschweigen möchte. Andererseits wird die Verwendung von Apparaturen in Hinblick auf die Grenzen ihrer Aussagekraft kritisch reflektiert: Lassen die Daten Rückschlüsse auf etwas zu, was sie eigentlich gar nicht messen? Kann vom physischen Ausdruck auf die Aufrichtigkeit einer Aussage geschlossen werden? Ausgehend vom gegenwärtigen Self-Tracking werden im Vortrag die historische Kontroverse in den psychologischen Disziplinen um die Verwendung des Galvanometers, ein mit dem Körper verbundenes elektromechanisches Messgerät, in den Fokus genommen und die Kontexte beleuchtet, welche die Körperschrift mit anderen Selbstzeugnissen in Beziehung setzen. 

Mareike Peschl studierte Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und absolvierte Teile ihres Studiums im interdisziplinären Masterstudiengang der Geisteswissenschaften (Draper Program) an der New York University. Von 2012 bis 2016 war sie Hilfskraft am Lehrstuhl für Kulturgeschichte in Berlin, wo sie von 2015 bis 2016 unterrichtete. Für das Haus der Kulturen der Welt (Berlin) und das Deutsche Haus at NYU (New York) hat sie an Kulturprojekten mitgearbeitet. Derzeit ist sie IFK_Junior Fellow.