16 Dezember 2019
  • Lecture
IFK

ÜBERSETZER, BOTEN UND GESANDTE. DIE KUNST DER VERMITTLUNG UM 1800

18:00
Ernst Ludwig Riepenhausen: Folgen des Friedens – Künste, in: Göttinger Taschen Calender für das Jahr 1796. Hg. v Georg Christoph Lichtenberg. Göttingen 1796 (Bild 8)

Der „ächte Übersetzer“, so der Dichter und Indologe A. W. Schlegel, fungiert als „Bote von Nation zu Nation“. Der Vortrag fragt nach dem Stellenwert einer Kulturtechnik des Diplomatischen in der Romantik, in der Übersetzungs- und Vermittlungsprobleme – ästhetischer, kultureller und politisch-rechtlicher Natur – in das Zentrum philosophischer Reflexionen rücken.

 

Die vermittelnde Kraft der Übersetzung lässt als Medium einer transnationalen Verständigung das Ideal eines kulturellen Kosmopolitismus um 1800 greifbar werden. Der Vortrag beleuchtet das romantische Wissen der Vermittlung unter Rückbezug auf Autoren (u. a. Gentz, Müller, Schlegel, Kleist), in deren Werk die Schnittstellen zwischen ‚missionarischem‘ Dienst, politischer Verhandlungskunst und Übersetzung z. T. auch biografisch verbürgt sind. Dabei wird eine Schwellenzeit in den Blick genommen, in der die Aushandlung einer neuen politischen europäischen Ordnung ein Äquivalent auf literaturpolitischer Ebene findet und die Forderung nach einer nationalen Kunst der ‚Beredsamkeit‘ (A. Müller) mit der Idee eines poetischen Universalismus in ein produktives Spannungsverhältnis gerät.

 

Mareike Schildmann studierte Neuere deutsche Literatur und Philosophie und promovierte 2018 mit einer Arbeit zu Robert Walser und dem Kindheitswissen der Moderne an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie arbeitete von 2015 bis 2018 als wissenschaftliche Assistentin an der Universität Zürich und ist zurzeit Postdoktorandin am ZfL Berlin bzw. IFK_Research Fellow.

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