Otto Bauer schrieb 1907, dass sich die Arbeiterklasse »[...] nicht allen Formen der Einwanderung gegenüber gleichartig verhalten [...]« kann.1 Die Rhetorik österreichischer Sozialdemokrat*innen war bereits in Migrationsdebatten der späten Habsburgermonarchie ambivalent. Inwiefern offenbarte sich dieses Spannungsverhältnis?
Seit ihrer Gründung propagierte die österreichische Sozialdemokratische Partei das Versprechen der »Internationalen Solidarität« für eine wachsende Arbeiterklasse. In ihrem Programm von 1901 wird die Aufhebung aller Einschränkungen der Freizügigkeit, insbesondere aller Vagabunden- und Schubgesetze gefordert. Grundsätzlich kritisierte die frühe österreichische Sozialdemokratie christlich-soziale Forderungen eines »Inländervorrangs« oder preußische Maßnahmen einer »regulierten Ausländerzufuhr«. Gleichzeitig aber kategorisierten Sozialdemokrat*innen zugewanderte Arbeitende als »bedürfnislose Streikbrecher und Lohndrücker« und stellten sie damit als Gefahr für »einheimische« Arbeiter dar. In ihrem Vortrag analysiert Theresa Gillinger die ambivalente Rhetorik der österreichischen Sozialdemokratie in Migrationsdebatten der späten Habsburgermonarchie (Dienstbot*innendiskurs, Prostitutionsdiskurs u. a.) anhand repräsentativer Quellen.
1Otto Bauer, »Proletarische Wanderungen«, in: Die neue Zeit, 1907, Nr. 41, S. 489f.
Theresa Gillingers Forschungsinteresse im Bereich antisemitischer und xenophober Diskurse in der Arbeiterbewegung der späten Habsburgermonarchie entwickelte sich bereits während ihres Geschichtsstudiums an der Universität Wien. Forschungen zur medialen Rezeption des jüdischen Wiener Varieté-Theaters »Budapester Orpheumgesellschaft« führten sie schließlich zum Thema ihres Dissertationsprojekts: der ambivalenten Rhetorik der Sozialdemokratie in Fragen der Migrationspolitik vor 1914. Gillinger war Projektmitarbeiterin bei Tamara Scheer am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien. Derzeit ist sie IFK_Junior Fellow.
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